Zeitleiste 1626: Zeichnung von Isabella Brant

Isabella Brandt

Nach 17 Jahren Ehe mit Rubens starb Isabella Brant 1626 im Alter von 35 Jahren. Nur in einem seiner Briefe skizziert Rubens ihren Charakter in wenigen Sätzen.


Isabella Brant spricht:

Gefällt dir diese Zeichnung? Mir auf jeden Fall!  Ich weiß dass ich nicht die schönste Frau Antwerpens bin, aber ich habe einen liebevollen Ehemann. Vor ein paar Jahren rief er mich aus dem Haus in seine Werkstatt.

„Setz dich“, sagte er, „und lächle – aber nicht zu sehr.“ Und dann, mit ein paar Strichen Bleistift und Kreide, hat er mich gezeichnet. Einfach so, und doch ganz ich.

Clara Serena (ca. 1620-23)
Clara Serena (ca3 1618)

Dieses Porträt erinnert mich sehr an die Zeichnung unserer verstorbenen Tochter Clara Serena (+1623). Peter Paul hatte sie damals aus dem Gedächtnis gezeichnet, als ihre Krankheit sie bereits einem Schatten des lebhaften Mädchens mit den rötlichen Wangen gemacht hatte, wie auf dem Gemälde von 1616.

Mich selbst hat er mehr als einmal porträtiert, in echter Farbe. Zum ersten Mal, als ich 18 wurde und wir heirateten. Wir saßen unter dem Geißblatt, Symbol der ehelichen Liebe (Dieses Bild hängt heute in der Alten Pinakothek in München).

Unsere Familien lebten schon lange in derselben Stadt, nicht weit voneinander. Mein Vater Jan war Sekretär des Stadtrates, und sein Vater Jan Rubens war einst Schöffe. Man kannte sich.

Ich kümmere mich um den Haushalt, nicht um die Lehrlinge. Aber lass mich dennoch etwas sagen. Peter Pauls bester Schüler – wie er selbst meint – war Anthony van Dyck. Er folgte dem Beispiel seines Meisters und ging im Oktober 1621 nach Italien. Doch bevor er ging, schenkte er mir ein anderes Porträt. Dort sitze ich vor einem roten Vorhang, im Hintergrund unser Hof und das schöne Gartentor.

Wie du siehst, sind wir ein wohlhabendes Paar. Peter Paul ist Hofmaler unserer geliebten Erzherzöge in Brüssel, darf dennoch in Antwerpen leben und arbeiten. Vor ein paar Jahren kaufte er dieses Haus samt Grundstück, ließ das Atelier nach eigenen Plänen errichten. Er zeigte mir voller Stolz seine Zeichnungen der Palazzi von Genua. Ein Stück sonniges Italien, das unsere nördliche Stadt ein weniger wärmer machte.

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Van Dyck sollte Isabella nicht mehr lebend wiedersehen; sie starb am 20. Juni 1626. Seit über einem Jahr hatte sich die Pest in Antwerpen ausgebreitet; ob sie jedoch tatsächlich ihre Todesursache war, diese „schnelle und ansteckende Krankheit„/“haestige ende smettelijke ziekte [vande peste]“ ist bis heute nicht bewiesen.

Peter Paul Rubens sprach nur ein einziges Mal über den Verlust – in einem Brief, den er auf Italienisch an Pierre Dupuy schrieb, datiert auf den 15. Juli 1626. In wenigen Sätzen, in der Form philosophischer Betrachtungen, beschreibt er die innere Schönheit seiner verstorbenen Frau – nicht durch Lamento, sondern durch Reflexion über das Schicksal.

„Ich habe in der Tat eine vortreffliche Gefährtin verloren, die man mit gutem Grunde lieben könnte, ja sollte, weil sie keine der Untugenden ihres Geschlechts besaß. Sie war weder launisch oder schwach, sondern so gut, so aufrichtig und ihr Leben lang wegen ihrer Tugenden so geliebt und nach ihrem Tode von allen so betrauert. Ein solcher Verlust scheint mir viel Schmerz wert zu sein, und weil das wahre Heilmittel für alles Leiden das Vergessen ist, die Tochter der Zeit, so hoffe ich ohne Zweifel auf Rettung dadurch. Aber es fällt mir sehr schwer, die Trauer über den Verlust von der Erinnerung an die Person zu trennen, die ich lieben und ehren muss, solange ich lebe.“

Folge auf der Zeitleiste 1635: Helena Fourment und ihre Kinder

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